Die erste Vorsorgeuntersuchung

Die erste Untersuchung dient vor allem der Feststellung der Schwangerschaft und der aktuellen Schwangerschaftswoche. Der Geburtstermin wird errechnet. Dabei zählt man vom ersten Tag der letzten Regel ca. 40 Wochen dazu. Je nach Zyklus der Frau kann es hier kleinere Abweichungen geben.

Bei dieser ersten Untersuchung findet auch ein ausführliches Gespräch statt, eine sogenannte Anamnese. Dabei verschafft sich Hebamme/ Arzt einen Überblick über bestimmte Vorerkrankungen der Frau, die ein Risiko für Schwangerschaft und Geburt bergen könnten. Sie informieren sich über vorangegangene Schwangerschaften und Geburten und über den aktuellen Gesundheitszustand der Frau. Dazu gehören auch das Ausgangsgewicht, die Größe, der Blutdruck, verschiedene Blutuntersuchungen und Abstriche.

All dies wird im Mutterpass festgehalten, der bei der ersten Untersuchung erstellt wird. Dieser Pass wird nun ein ständiger Begleiter der Schwangeren sein. In ihm wird der Verlauf der Schwangerschaft dokumentiert, so dass - z.B. auf Reisen - auch fremde Hebammen und Ärzte sich im Bedarfsfall schnell einen Überblick verschaffen und gezielt helfen können.

 
Folgende Blutuntersuchungen und Abstriche sind die Regel:

 

  • Blutgruppenbestimmung: Hierbei interessiert Hebamme/ Arzt vor allem der sogenannte Rhesusfaktor. Er kann positiv oder negativ sein. Hat eine Frau mit einem negativen Rhesusfaktor einen Partner mit positivem Rhesusfaktor, so kann das Kind ebenfalls positiv sein. In der ersten Schwangerschaft hat dies meist keine Bedeutung. Doch spätestens bei der Geburt bildet die Frau nun Antikörper gegen den positiven Rhesusfaktor des Kindes. Wird sie wieder schwanger, und hat das zweite Kind ebenfalls einen positiven Rhesusfaktor, dann wird es nun von den Antikörpern der Frau angegriffen, was fatale Folgen für die Gesundheit dieses Kindes hätte. Um es gar nicht erst soweit kommen zulassen, erhält jede Frau mit negativem Rhesusfaktor bereits in der ersten Schwangerschaft, und in jeder folgenden Schwangerschaft, im Rahmen der Schwangerenvorsorge spezielle Immunglobuline, so dass sie keine Antikörper gegen den positiven Rhesusfaktor bildet. Weiterhin wird auch noch ein allgemeiner Antikörpertest durchgeführt, um eventuell ungünstigen Blutgruppenkonstellationen entgegenwirken zu können. 

 

  • Der Hämoglobingehalt (Hb): Der Hämoglobingehalt (Hb) der roten Blutkörperchen gibt indirekt Auskunft über den Eisenwert. Bei Eisenmangel sinkt der Hb und die roten Blutkörperchen können nicht mehr effektiv Sauerstoff durch den Körper transportieren. Im Verlaufe der Schwangerschaft verdünnt sich das Blut der Schwangeren durch eine Zunahme an Flüssigkeit bei gleichbleibender Anzahl von roten Blutkörperchen. Dies ist ganz normal und hat auch seinen Sinn, denn nur "dünnes" Blut kann durch die z.T. haarfeinen Gefäße des Mutterkuchens zirkulieren und somit das Kind ausreichend versorgen. Doch ein gewisser Wert des Hbs sollte nicht unterschritten werden. Abgeschlagenheit und Müdigkeit wären die ersten Folgen. Darum wird der Hb im Verlaufe der Schwangerschaft einige Male kontrolliert, um gegebenenfalls über die Ernährung dem Körper wieder mehr Eisen zuzuführen, woraufhin auch wieder mehr Hämoglobin gebildet werden kann.
 
  • Röteln-Titer: Röteln sind eigentlich eine harmlose Kinderkrankheit, die die meisten Frauen schon durchgemacht haben. Doch bekommt eine Schwangere zum ersten Mal Röteln, so können die Erreger schwere Entwicklungsstörungen beim ungeborenen Kind verursachen. Dies trifft allerdings nur für die ersten drei Schwangerschaftsmonate zu. Darum wird bei jeder Schwangeren gleich bei der ersten Vorsorgeuntersuchung geschaut, ob sie immun gegen diese Krankheit ist. Dabei verrät der sogenannte Röteln-Titer, ob sie genügend Antikörper gegen die Viren hat. Trifft dies zu, so ist auch ihr Kind geschützt. Fehlen die Antikörper, so kann man im Falle eines Kontaktes mit den Erregern sofort eine passive Impfung veranlassen.

  •  Lues-Such-Reaktion: Lues, eine auch als Syphilis bekannt gewordene Geschlechtskrankheit, ist zum Glück in unserer Gesellschaft ganz selten geworden. Trotzdem wird jede Schwangere auf die Erreger untersucht, denn sie sind für das ungeborene Kind gefährlich. Sie können aber sehr gut behandelt werden.

  • HBs-Antigen: Diese Untersuchung wird erst gegen Ende der Schwangerschaft durchgeführt, um eine infektiöse Leberentzündung bei der Schwangeren, die Hepatitis B, auszuschließen. Besteht eine Hepatitis B-Infektion, so wird das Kind direkt nach der Geburt geimpft. Somit kann eine Infektion, die im Neugeborenenalter meist sehr schwer verläuft, vermieden werden.

  • Toxoplasmose-Test: Auf Toxoplasmose werden nur Frauen getestet, die ein erhöhtes Risiko haben, mit diesen Erregern in Kontakt zu kommen. Toxoplasmose wird vor allem durch Katzen übertragen. Sie ist für den erwachsenen Menschen eine völlig harmlose Infektion, kann aber für das ungeborene Kind gefährlich werden.

  •  HIV-Test (AIDS-Test): Auch dieser Test wird nur den Frauen mit erhöhtem Risiko empfohlen. Doch im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung wird er kostenlos durchgeführt, und das Wissen um eine bestehende HIV-Infektion kann durch die daraufhin eingeleiteten Vorsorgemaßnahmen das ungeborene Kind effektiv vor einer Ansteckung schützen.

  • Krebsvorsorge-Abstrich: Ein grenzwertiger Befund des Gebärmutterhals-Abstrichs kann sich in Einzelfällen durch die hormonelle Umstellung des Körpers in der Schwangerschaft verschlechtern. Durch eine spezielle Ernährung und eine ganzheitliche Behandlung, über die der Arzt/ die Hebamme gegebenenfalls aufklärt, kann sich solch ein Befund auch verbessern.

  • Clamydien-Abstrich: Clamydien sind relativ häufig auftretende Erreger im Gebärmutterhals. Sie können während der Geburt auf das Kind übertragen werden und bei ihm zu Augen- und Lungenentzündungen führen. Doch sie lassen sich schon in der Schwangerschaft gut behandeln, so dass es gar nicht erst zu einer Infektion beim Kind kommt.

 

 

Standarduntersuchungen bei jeder Vorsorge

    

  • Bei jedem Vorsorgetermin legt Hebamme/ Arzt vor allem Wert auf das aktuelle Wohlbefinden der Schwangeren: Welche Fragen, Sorgen, Ängste gibt es? Wie fühlt sich die Schwangere? Wo braucht sie eventuell Unterstützung und Rat? Ferner werden die nachstehend beschriebenen Routineuntersuchungen durchgeführt.

  • Die Untersuchung des Urins, mittels eines kleinen Teststreifens, gibt schnell und zuverlässig Auskunft über mehrere Parameter. Viele Schwangere neigen z.B. gehäuft zu Harnwegsinfektionen. Diese lassen sich über den Nitritgehalt im Urin nachweisen und sind einfach zu behandeln.   

  • In der Schwangerschaft sind die Nieren für Zucker- und Eiweißmoleküle durchlässiger, so dass Zucker und Eiweiß in geringen Mengen im Urin auftauchen können, ohne eine besondere Bedeutung zu haben. Zucker in größeren Mengen könnte auf einen Schwangerschaftsdiabetes hinweisen. Diese Diagnose muss dann aber erst durch weitere Tests bestätigt werden. Im Falle eines Schwangerschaftsdiabetes kann der Schwangeren durch eine gute Ernährungsberatung und eine ausgewogene Diät meistens geholfen werden.

  • Eine hohe Eiweißmenge im Urin könnte ein Zeichen für die sogenannte Präeklampsie, auch Schwangerschaftsvergiftung genannt, sein. Dies ist ein komplexes Krankheitsbild, zu dem noch ein erhöhter Blutdruck gehört. Bei frühzeitigem Erkennen kann man den Verlauf sehr günstig beeinflussen. Deshalb gehört auch die Messung des Blutdruckes zu jeder Vorsorgeuntersuchung.   

  • Weiterhin wird geschaut, ob die Schwangere Krampfadern (Varizen) bekommt, oder sich Wasser in den Beinen und Händen ansammelt (Ödeme). Beides gehört in einem gewissen Rahmen und je nach Veranlagung der Frau zu einer normalen Schwangerschaft dazu, jedoch sollten bei starker Ausprägung therapeutische Maßnahmen ergriffen werden.

  • Natürlich verschafft sich Hebamme/ Arzt auch über das Gedeihen und Wohlbefinden des Kindes einen Eindruck. Ob das Kind zeitgemäß wächst, ob genügend Fruchtwasser vorhanden ist und wie das Kind im Bauch liegt, kann Hebamme/ Arzt über das Ertasten des Bauches herausfinden. Über das Abhören der Herztöne bekommt Hebamme/ Arzt einen Eindruck, wie es dem Kind geht. Das Abhören der Herztöne geschieht entweder mittels eines CTG- Gerätes oder mit Hilfe des altbewährten Holzstetoskopes. Eine wichtige Information ist aber auch, wie die Schwangere ihr Kind spürt und ob es sich lebhaft bewegt.

 

Untersuchungen, die nur zu bestimmten Zeiten oder nach Bedarf durchgeführt werden


Nach den Mutterschaftsrichtlinien sind in einer normal verlaufenden Schwangerschaft drei sonographische Untersuchungen (Ultraschalls) vorgesehen.
    

  • Der erste Ultraschall wird zwischen der 9. und 12. Schwangerschaftswoche empfohlen. Er dient dazu, festzustellen, ob sich das Ei an der richtigen Stelle eingenistet hat, ob es sich um ein Kind oder gar um Zwillinge handelt und wo der Sitz des Mutterkuchens ist. Als Selbstzahlerleistung wird Ihnen auch ein Ersttrimester- Screening angeboten.

  • Der zweite Ultraschall ist zwischen der 19. und 22. Schwangerschaftswoche vorgesehen. Über ihn kann sich der Arzt davon überzeugen, dass das Kind bis jetzt zeitgerecht gewachsen ist, und einen Eindruck gewinnen, ob sich alle Organe richtig entwickelt haben. Bei bestimmten Indikationen oder auf Wunsch ist der weiterführende Ultraschall in diesem Zeitpunkt notwendig. Auch die 3/4 D Sonographie ist in dem Zeitraum gut durchführbar.

  • Der dritte und letzte Ultraschall, der zwischen der 29. und 32. Schwangerschaftswoche gemacht werden sollte, dient noch einmal dazu, die Entwicklung des Kindes zu überprüfen und gegebenenfalls seine Lage zu ermitteln.

 

 

In der ärztlichen Vorsorge ist es üblich, ab der 28. Schwangerschaftswoche ein sogenanntes CTG (Cardio-Toko-Gramm) zu schreiben. Hierbei werden die Herztöne des Kindes und eventuell schon auftretende Kontraktionen der Gebärmutter über ca. 20-30 Min. aufgezeichnet.

Zwischen der 21. und 24. Schwangerschaftswoche empfehle ich sehr einen Glukosetoleranztest, um einen Schwangerschaftsdiabetes auszuschließen. Es ist sehr wichtig, frühzeitig einen Schwangerschaftsdiabetes zu entdecken, um dann mit einer gezielten Diät ein übermäßiges Wachstum des Kindes und andere Folgeerscheinungen zu vermeiden.

 
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